Frankreich und Italien

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Politische Beziehungen

Die engen Beziehungen zwischen Frankreich und Italien spiegeln die Zusammenarbeit zwischen zwei großen Nachbarländern und Gründungsmitgliedern der Europäischen Union wider. Die beiden Länder sind durch ihren wirtschaftlichen, kulturellen und historischen Austausch stark miteinander verbunden. Die bilaterale Zusammenarbeit ist von einem jährlichen Gipfeltreffen geprägt, deren erstes im Februar 1982 in Rom stattfand.

Das fünfunddreißigste bilaterale Gipfeltreffen in Neapel am 27. Februar 2020 gab der französisch-italienischen Beziehung neue Impulse. Denn die diplomatischen Beziehungen waren im Februar 2019 durch die Rückberufung des französischen Botschafters zu Gesprächen überschattet worden. Durch die Bildung des Kabinetts Conte II im Sommer 2019 traten die bilateralen Beziehungen der beiden Länder in eine neue Phase ein, beginnend mit dem Besuch des französischen Staatspräsidenten in Rom am 18. September 2019. In diesem Kontext bekräftigte besonders das Gipfeltreffen von Neapel erneut den gemeinsamen Willen, den französisch-italienischen Reflex auf bilateraler, europäischer und multilateraler Ebene zu stärken. Die Konvergenz der Standpunkte beider Staaten führte zu einer gemeinsamen Erklärung, bei der das Engagement der beiden Staaten zum Ausdruck gebracht wurde, gemeinsame Projekte in verschiedenen Kooperationsbereichen, aber auch im europäischen Rahmen durchzuführen. Diese Dynamik gipfelte am 26. November 2021 in der Unterzeichnung des sog. Quirinal-Vertrags durch den französischen Staatspräsidenten und den italienischen Ministerpräsidenten, in dessen Mittelpunkt eine verstärkte bilaterale Zusammenarbeit stand und der eine wichtige Etappe in den französisch-italienischen Beziehungen darstellt.

https://it.ambafrance.org/35eme-Sommet-franco-italien-a-Naples-27-fevrier-2020
https://it.ambafrance.org/SIGNATURE-DU-TRAITE-DU-QUIRINAL-Rome-26-novembre-2021

Französische Präsenz

Französische Generalkonsulate: Mailand, Neapel, Florenz, Rom
Französische Gemeinschaft in Italien: 43.877 eingetragene Personen (1. Januar 2018)
Italienische Gemeinschaft in Frankreich: 380.000 Personen

Besuche

Es bestehen regelmäßige, bilaterale politische Kontakte zu internationalen Krisen, europäischen Fragen sowie wirtschaftlichen und kulturellen Herausforderungen.
Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella wurde vom französischen Staatspräsidenten am 30. März 2015 in Paris und am 2. Mai 2019 in Chambord, Amboise und Clos-Lucé zur 500-Jahr-Feier des Todes von Léonard de Vinci empfangen. Auf Einladung des französischen Staatspräsidenten stattete er Frankreich von 4. bis 6. Juli 2021 einen Staatsbesuch ab.

Einen Meilenstein in der französisch-italienischen Beziehung bildete die Unterzeichnung des sog. Quirinal-Vertrags über eine verstärkte bilaterale Zusammenarbeit am 26. November 2021 in Rom. Der Vertrag trat am 1. Februar 2023 in Kraft.

Der Austausch auf Regierungsebene ist reichhaltig, davon zeugen die zahlreichen gegenseitigen Besuche von Ministern. Die Regierungen begegnen einander auch regelmäßig als Mitglieder der Europäischen Union, der NATO, der G7 und anderer Zusammenkünfte (darunter die Gruppe der EU-Südstaaten (auch EuroMed 9), die zuletzt am 9. Dezember 2022 in Alicante zusammenkam).

Botschafter/Botschafterin

Französischer Botschafter in Italien: Christian Masset
Italienische Botschafterin in Frankreich: Emanuela D’Alessandro

Wirtschaftsbeziehungen

Frankreich und Italien sind füreinander wichtige Handelspartner. 2020 belief sich der Handel zwischen den beiden Ländern auf 71,3 Mrd. € und war damit um 12 % rückläufig gegenüber 2019 (82 Mrd. €). Die Coronakrise unterbrach den seit 2014 anhaltenden, kontinuierlichen Anstieg der Exporte und Importe. Mit einem Gesamthandelsvolumen von 82 Mrd. € (2019) ist Frankreich der zweitgrößte Abnehmer und der zweitwichtigste Lieferant Italiens, während Italien für Frankreich der zweite Abnehmer und der drittgrößte Lieferant ist. Die französische Handelsbilanz gegenüber Italien ist strukturell defizitär. Dieses Defizit (mit Ausnahme des Energiesektors) war seit 2015 rückläufig, stieg jedoch 2020 um 868 Mio. € an und belief sich auf -6,9 Mrd. €. Der Anstieg des Defizits erklärt sich durch die Schwächung des Absatzes von Transportmitteln und im Energiebereich während der Krise. Frankreich ist einer der führenden Investoren in Italien (ADI-Bestand 85,9 Mrd. € Ende 2019), Italien ist in Frankreich der achte Investor (Bestand von 25,5 Mrd. € Ende 2019). Frankreich belegt Rang drei unter den Standortländern italienischer Tochtergesellschaften: 2.151 Unternehmen unter italienischer Führung sind in Frankreich tätig und beschäftigen laut Istituto Nazionale di Statistica (ISTAT) mehr als 100.000 Mitarbeiter. Das französisch-italienische Gipfeltreffen von Lyon im Jahr 2017 umfasste einen großen wirtschaftlichen und industriellen Schwerpunkt mit besonderem Augenmerk auf dem Schiffbau. Dabei wurden ein ausgewogenes Abkommen über die Anteilseigner von STX France geschlossen und Gespräche zur Bildung einer maritimen Militärallianz zwischen Fincantieri und Naval Group aufgenommen. Diese Gespräche führten zur Unterzeichnung eines Partnerschaftsabkommens im militärischen Schiffbau anlässlich des französisch-italienischen Gipfeltreffens von Neapel 2020.

Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Technik

Die engen kulturellen Beziehungen zwischen Frankreich und Italien bestehen bereits seit langem. Sie stützen sich insbesondere auf prestigereiche Institutionen wie die Villa Medicis, die französische Schule in Rom und das Centre Jean Bérard in Neapel. Das Netzwerk des französischen Schulwesens umfasst sechs Einrichtungen. Hinzu kommen rund dreißig Alliances françaises. Französisch ist nach Englisch die am zweithäufigsten erlernte Sprache in Italien. Das Abkommen über den doppelten Schulabschluss (Baccalauréat und Esame di Stato), das sog. ESABAC, feierte 2020 sein zehnjähriges Bestehen. Heute existieren 319 ESABAC-Zweige in italienischen Gymnasien und 66 in französischen Lycées. Damit wird eine zweisprachige, bikulturelle Schulausbildung erfolgreich aufgewertet. Seit 2016 besteht dieser doppelte Abschluss auch im technischen Bereich. Was die Hochschulen betrifft, wurde 1998 eine französisch-italienische Universität (UFI) ins Leben gerufen, und ein Kooperationsabkommen auf Hochschulebene wurde am 22. Oktober 2020 zwischen der französischen Konferenz der Universitätspräsidenten und der italienischen Konferenz der Hochschulrektoren unterzeichnet. Im wissenschaftlichen Bereich entwickelten Frankreich und Italien eine Weltraumkooperation, die einem zwischenstaatlichen Kooperationsabkommen (2007) untersteht. Im Bereich der Jugend sieht der Quirinal-Vertrag die Einführung eines französisch-italienischen Freiwilligendienstes vor. Dadurch erhalten junge Menschen in Frankreich und Italien Gelegenheit, einen Freiwilligendienst im jeweils anderen Land zu leisten und so die bilateralen Beziehungen in der jungen Generation zu festigen.
http://institutfrancais-italia.com/fr